Mittwoch, 21. Juni 2017

Es ist Zeit für städtebaulich sinnvolle Entwicklungen

Schibenertor, Bibliothek, Parkgaragen, Passerelle, Unterer Graben: Wir freuen uns, dass es nach dem so langwierig wie erbittert geführtem Parkhausstreit nun auch am Schibenertor vorwärtsgehen kann. Stadtrat und Verwaltung sind angesichts des fortgeschrittenen Planungsstands für das Parkhaus am Unteren Graben gefordert, die Gunst der Stunde für nachhaltige Verbesserungen zu ergreifen.

Wir können nachvollziehen und begrüssen es, dass sich die Helvetia Versicherungen als Eigentümerin des Union-Gebäudes an den Realitäten orientiert und nicht länger gewillt ist, die Zeche für unproduktive Rechtsstreitigkeiten mitzutragen. Uns Grünliberalen war schon länger klar, dass dieser Weg zu keinem sinnvollen Ergebnis führen konnte. Sinn macht jedoch, dass diese prominente Lage für die neue Zentralbibliothek geprüft werden soll.
Gemäss den am Marktplatz-Forum bestätigten Prioritäten ist dabei im Parterre und allenfalls auch im Dachgeschoss auf öffentliche Nutzungen zu achten, die den Ort auch ausserhalb der Bibliothekszeiten und für weniger bibliophile Bevölkerungsteile attraktiv halten.

Was die Parkhausprojekte betrifft, ist die Situation am Unteren Graben betreffend Zu- und Wegfahrt wesentlich günstiger als am Schibenertor. Die auf und um das Gebiet Marktplatz aufzuhebenden oberirdischen Parkplätze sind deshalb im 'UG25' zu kompensieren. Auch eine Beteiligung von Investitionswilligen wie der Cityparking St.Gallen AG am realisierbaren der ursprünglich konkurrierenden Projekte kann Sinn machen.

Mit dem Ausstieg der Union-Besitzerin aus den Parkhausvisionen am Schibenertor ist die Situation endlich deblockiert und der Weg frei für nachhaltige Verbesserungen in diesem Gebiet. Nun sind vor allem die Behörden gefordert. Vom Stadtrat und den zuständigen Verwaltungseinheiten erwarten wir insbesondere, dass die sich bietende Chance ergriffen wird, um die Verbindung zwischen nördlicher Altstadt und dem Raum nördlich des Unteren Grabens für den Fuss- und Veloverkehr mittels einer Passerelle ab der Müller-Friedberg-Strasse quer durch das Gebäude zu optimieren. Dies bringt auch Automobilisten viel, einerseits bei der Nutzung des Parking am Altstadtrand und andererseits, weil es den Verkehrsfluss am staugefährdeten Unteren Graben verbessert. Weiter sind die oberirdischen Parkplätze auf dem Marktplatz und angrenzenden Gebieten möglichst zügig aufzuheben. Zudem sollte das am Marktplatz nach Ladenschluss bislang geduldete wilde Parkieren endlich unterbunden werden. Es ist nicht zielführend, wenn die Stadt die ausdrücklich erwünschte Verlagerung parkierter Fahrzeuge in den Untergrund abends wieder durch Gratis-Angebote an der Oberfläche unterläuft.

Wir freuen uns, wenn unsere Stadt die Gunst der Stunde zu nutzen versteht. Diesmal darf es auf keinen Fall bei wohltönenden Konzepten mit real verpassten Chancen bleiben.


Bild: Seit 1994 hat die Parkplatzzahl in der St.Galler Innenstadt um 1/3 zugenommen. Die Distanzen von den Parkgaragen zum Marktplatz sind für jeden zumutbar.