Dienstag, 28. Mai 2024

Braucht St.Gallen doch ein Tram?

Die Grünliberalen wären im Prinzip nach wie vor von einer Tramlinie von Gossau bis St.Gallen-Neudorf bzw. Wittenbach überzeugt. Dabei gelten für sie immer noch die gleichen Argumente wie damals. Diese sprechen aber nicht gerade für diese Idee.

Die Frage nach der Umstellung auf Trambetrieb in der West-Ost-Richtung ist wieder aktuell. Die Grünliberalen sehen eine höhere Kapazität gegenüber einem Busbetrieb als grossen Vorteil.


Doch mehr als vor zehn Jahren sehen sie aber, dass eine Eigentrassierung nicht möglich ist. Gleise plus MIV-Spur plus Radstreifen ergeben eine Strassenbreite von 16 Meter, ohne Trottoirs (siehe hier). Auf den Hauptachsen der Stadt St.Gallen gibt es nicht viele Abschnitte, wo ein solcher Ausbau möglich ist. Im Gegensatz zu anderen Städten sind in St.Gallen die Strassenräume generell schmaler. Inwieweit ein Tram ohne durchgehende Eigentrassierung funktioniert, müssten Experten beurteilen.


Die damals im Zusammenhang mit einer Eigentrassierung des öffentlichen Verkehrs angedeutete Verdrängung des Veloverkehrs auf Quartierstrassen lehnt die GLP ab. Abseits der Hauptachsen können auch Velofahrende weniger schnell vorankommen. Eine entspannte, zügige Fahrt ist auf wenig übersichtlichen Quartierstrassen, wo mit Fussverkehr, spielenden Kindern und manövrierenden Autos gerechnet werden muss und wo sie im Gegensatz zu den Radstreifen auf den Hauptstrassen nicht durchgehend Vortritt haben, nicht möglich. Sie würden ihren Mobilitätsvorteil verlieren.

 

Eigentrassieung auf Kosten von Begrünung und Radstreifen

Die Lösung wären durchgehend vortrittsberechtigte Velobahnen ohne Mix mit Fussverkehr. Doch auch hierzu fehlt gerade im Osten der Platz. Gegen mehr Fahrbahnflächen spricht zudem der Wunsch nach mehr Strassenbegrünung und Bäumen, den die Grünliberalen teilen und den sie auch gegenüber Radstreifen priorisieren. Durchgehende Alleen würden zudem die Möglichkeit bieten, zwischen den Bäumen Platz für Parkplätze und andere Infrastruktur anzulegen. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf das Strassengestaltungskonzept des Leitbilds "Grünes Gallustal" (siehe hier). Gerade abseits des Zentrums, wo Parkgaragen fehlen, darf nicht gänzlich auf Parkplätze für Kundschaft der anliegenden Geschäfte, deren Kundschaft oft sogar überregional ist, verzichtet werden.


Bevor Pläne für Tramlinien geschmiedet werden, sind ein 15-Minuten-Takt der S-Bahn und funktionierende Mobilitätshubs an allen Bahnhöfen einzuführen (siehe auch Grünes Gallustal).


Anstatt für 870 Mio. CHF die Teilspange zu finanzieren, wären Investitionen in den ÖV gewinnbringender für die Agglomeration. Zum Vergleich: Die 13.4 km lange Limmattalbahn kostete 600 Mio. CHF. Sie ist ein voller Erfolg.