Interpellation GLP/JGLP-Fraktion: Verkehrserhebung und Modellierung
Marcel Baur im Namen der Fraktion
Eigentlich hatte ich vor, an dieser Stelle dem Stadtrat einen Topflappen zu überreichen, damit er in Zukunft das heisse Eisen Engpassbeseitigung gefahrlos anfassen kann. Sauglattismus ist aber fehl am Platz. Das Thema ist viel zu ernst und es ist definitiv an der Zeit, dass der Stadtrat der Bevölkerung aufzeigt, welche Konsequenzen der Anschluss Güterbahnhof für den Verkehr in der Innenstadt und auf die angrenzenden Quartieren hat. Denn eines hat die Testplanung Güterbahnhof gezeigt. Es wird mehr Verkehr geben. Denn sonst müsste kein Ausbau der St.Leonhard-Brücke in Betracht gezogen werden.
Der Stadtrat hatte mit dieser Interpellation die Chance, der Bevölkerung objektiv und sachlich aufzuzeigen, was passiert, wenn der Anschluss dereinst einmal da ist. Er hat sie nicht genutzt und uns eine nichtssagende Antwort ohne Fleisch am Knochen präsentiert. Damit er sich in Zukunft zum Jahrhundertprojekt gefahrlos äussern kann, bekommt er nun anstelle des Topflappens ein Postulat aus der LBK.
Postulat der Liegenschafts- und Baukommission
Autobahnanschluss Güterbahnhof:
Übungsabbruch statt Millionen für Planungsleiche verschleudern
Seit Jahren plant das Astra gemeinsam mit dem Kanton und der Stadt St.Gallen den neuen Autobahnanschluss im Güterbahnhof. Varianten wurden geprüft, das Projekt um einen Tunnel und einen unterirdischen Kreisel mit Abzweiger in die Liebegg erweitert und eine Testplanung für das innerstädtische Gebiet rund um den Güterbahnhof in Auftrag gegeben.
Wer den Schlussbericht dieser Testplanung vom 4. Juli 2022 liest, erkennt die Fachmeinung des Beurteilungsgremiums schnell: Dieser Autobahnanschluss mitten in der Stadt St.Gallen ist nicht verantwortbar. Zu gross sind die Auswirkungen auf den gesamten Verkehr. Zu stark der Eingriff in den Stadtkörper. Der Autobahnanschluss mit dem neuen sechsspurigen Verkehrsknoten an der St.Leonhardsbrücke trage durch die «zusätzliche Versiegelung von Flächen zur Hitzeinsel-Bildung» bei und verschiebe die Verkehrsträger zulasten «des Fuss- und Vetoverkehrs sowie des öffentlichen Verkehrs», «was den Zielen des städtischen Mobilitätskonzeptes 2040» zuwiderlaufe. «Nach Einschätzung des Beurteilungsgremiums konnte mit der Testplanung noch keine Lösung für eine qualitative städtebauliche Integration des Anschlusses Güterbahnhof, insbesondere im Kopfbereich an der Geltenwilenstrasse, gefunden werden.» (Zitate aus dem erwähnten Schlussbericht der Testplanung)
Es braucht anderen Lösungen, um die Verkehrsprobleme in der Stadt St.Gallen anzugehen. Anstatt noch mehr finanzielle und planerische Ressourcen zu verschleudern, soll sich der Stadtrat beim Bund und beim Kanton dafür einsetzen, dass die Planung für den Autobahnanschluss im Güterbahnhof unverzüglich gestoppt wird. Die Unterzeichnenden fordern vom Stadtrat, dass er sich beim Bund und dem Kanton gegen den Bau des Autobahnanschluss Güterbahnhof ausspricht und in einem Bericht aufzeigt, wie er die Arealentwicklung im Güterbahnhof ohne Autobahnanschluss in Angriff nehmen möchte.