Dienstag, 30. Oktober 2018

Mehr Grün im Strassenraum

Die steigenden Temperaturen der Klimaerwärmung lassen die Städte noch heisser werden. Mehr Bäume und Grünflächen – auch vertikale – könnten die Hitze in den Strassen und auf den Plätzen senken.

Erneut haben die heissen Tage des vergangenen Sommers gezeigt, wie wertvoll schattenspendende s Bäume für die Aufenthaltsqualität sind. Mit anderen Grünelementen, wie z.B. Kletterpflanzen, tragen diese viel zu einem angenehmen Stadtklima bei. Im Unterschied zu grossflächig versiegelten Oberflächen entlasten Grünstrukturen auch die Kanalisation mit sog. 'Vorflutern' vor Schmutzwasserstössen. Grünelemente steuern demnach einen wesentlichen Beitrag zu Luftqualität,Stadtklima und auch zur Wasserqualität bei, bzw. kann (wesentlich teurere) technischen Rückhaltelösungen ersetzen.

Allerdings bilden in St.Gallen vielerorts überbreite Fahrspuren und lange Abbiegespuren zusammen mit 'unterhaltsfreundlich' geteerten Vorplätzen ein tristes Bild grossräumiger Asphaltflächen. Nebst etlichen Beispielen im Westen (zwischen Knoten Kreuzbleiche und Arena) fällt im Osten der unlängst erstellte Bereich bei der Bushaltestelle Grütlistrasse als suboptimale Lösung auf. Auf Höhe Geschäftshaus Rorschacher Strasse 226 ist die Strasse über 13m breit. Diese asphaltierte Fläche wird durch die Trottoirs und die geteerten Vorplätze der privaten Anlieger noch zusätzlich verbreitert.

Ohne Verlust für die Verkehrssicherheit liessen sich hier – wie auch im Bereich des Einkaufszentrums Grossacker - Grünflächen und -elemente in den Strassenraum integrieren. Vorstellbar wäre beispielsweise ein Multifunktionsmittelstreifen mit Grüninseln oder Bäumen, oder auch eine Baumreihe mit entsprechenden Zwischenräumen für Anliefer- und Abholmöglichkeiten. Da ausserhalb des Stadtzentrums unterirdische Parkgaragen häufig fehlen, wären auch dem Gewerbe mit schattenspendenden Aufenthalts- und Haltemöglichkeiten besser gedient als mit einem wenig ansprechenden asphaltierten Aussenraum.

Gemäss Art. 46 der Bauordnung sind «für Verkehrsanlagen wasserdurchlässige Beläge oder Anlagen mit Versickerungsmöglichkeit einzubauen, soweit dies möglich ist». Entlang der Rorschacher Strasse finden sich viele Liegenschaften, deren Vorplätze asphaltiert sind, obwohl sie weder der Erschliessung noch Parkierungszwecken dienen, namentlich bei der Neuapostolischen Kirche oder bei erwähntem Geschäftshaus Rorschacher Strasse 226. Bei letzterem war übrigens in der – zugegebenermassen unverbindlichen – Projekt-Visualisierung eine Allee eingezeichnet.

Obwohl die von der Verwaltungseinheit 'Grün St.Gallen' gepflegte Bereiche bereits einen wichtigen Beitrag zur Stadtbegrünung leisten, zeigen die erwähnten Beispiele, dass Gelegenheiten zur Schaffung von mehr Grün im Strassenraum noch immer ungenügend wahrgenommen werden.



Daher bitten wir den Stadtrat um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Teilt der Stadtrat die Ansicht, dass in Zeiten heisser werdender Sommer mehr Grün im Strassenraum einen positiven Einfluss auf das St.Galler Stadtklima hat?

2. a) Weshalb setzt die Verwaltung Art 46. der Bauordnung kaum um bzw. durch?
b) Welche Möglichkeiten sieht die Stadt neben einer gelebten Vorbildfunktion auch Private zur Bepflanzung von nicht verkehrlich genutzten Vorplätzen zu motivieren.

3. Verfügt die städtische Verwaltung über interne Leitlinien zur (Um)-Gestaltung von Strassenräumen mittels Grünelementen wie z.B. Zürich in «Gestaltungs-Standards Stadträume: Strassen»? Falls nicht: Wäre es zweckmässsig entsprechende Standards zu erarbeiten boder bereits bestehende Leitlinien an unsere Verhältnisse anzupassen und zu übernehmen?