Dienstag, 10. Dezember 2019

Kulturunterstützung ja, aber planbar

Wir erwarten klar, dass Kulturinstitutionen ihre Finanzen in den Griff bekommen. Sie dürfen nicht in die Erwartung verfallen, dass bei einem Finanzloch die öffentliche Hand dann schon einspringen wird. Zuerst werden Gelder beantragt, dann bewilligt und erst dann auch ausgegeben. Nicht andersrum.

Zu "KunstHalle Sankt Gallen; Subventionserhöhung ab 2020"
Philipp Schönbächler, im Namen der Fraktion.

 

Unter dem Eindruck des Kulturkonzept 2020 beraten wir heute 5 Geschäfte mit dem Ziel, die städtischen Beiträge an diverse Kulturinstitutionen, zuweilen deutlich, zu erhöhen. Da muten die 15‘000 Franken, welche die «KunstHalle» zusätzlich erhalten möchte,vergleichsweise bescheiden an.

 

Dennoch: Die im Antrag aufgeführten Zahlen und Informationen haben es in sich. Während die Kunsthalle 2017 und 2018 noch einen kleinen Gewinn erwirtschaftet hat, resultiert, gemäss Budget 2019 in diesem Jahrein Verlust von 50‘000 Franken. Was ist geschehen?

 

Das vorgelegte Budget 2019 ist im Grossen und Ganzen eine Art Copy-paste-Angelegenheit – ausser bei zwei Positionen, die, unter dem Eindruck der beantragen Subventionserhöhung, auffallen. Es ist dies einerseits der Umstand, dass die KunstHalle ihre Eigenleistungen für 2019 gegenüber der Rechnung 2018 um stolze 15‘000 Franken tiefer ansetzt. Also immerhin minus 35%. Gleichzeitig steigt der Ausstellungsaufwand seit 2017 – ältere Zahlen haben wir nicht – Jahrfür Jahr um rund 25%. Eine derart hohe Teuerung, kennt ja nicht mal das Gesundheitswesen.

 

Mit Blick auf 2020 sagen die Betreiber der KunstHalle: «Das Budget 2020 wird voraussichtlich vergleichbar mit den bisherigen Budgets sein, allerdings ist auf Einnahmenseite bereits bekannt, dass der dreijährige Unterstützungsbeitrag der „Fondation Nestlé pour l’Art“ von jährlich 30'000 Franken ab 2020 wegfallen wird». Wenn dem so ist, liebe Kolleginnen und Kollegen, dürfen wir davon ausgehen, dass wir in einem, vielleicht zwei Jahren einen weiteren Antrag vorliegen haben werden. 2020, bei ansonsten gleichbleibenden Erträgen und Aufwendungen, würde der Verlust nämlich bereits auf 65‘000 Franken anwachsen und das trotz der zusätzlichen 15‘000 aus der Stadtkasse.

 

Ausgehend von diesen Informationen gibt’s eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

 

1. Die Kunst Halle hat, im Wissen um das Kulturkonzept 2020, ihr Budget 2019 bzw. die Aussichten 2020 bewusst schlechter dargestellt, als sie effektiv sind. Ein Umstand, den wir sogar bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen könnten in einem „Wünsch dir was“-Jahr.

 

Oder: 2. Vor allem der Ausstellungsaufwand wurde effektiv im 2019 um weitere, fast 50‘000 auf gegen 200‘000 Franken erhöht. Sind die Einnahmen ebenfalls um die budgetierte Grössenordnung nach unten gegangen, würde das einerseits zeigen, dass mehr Geld noch lange kein Garant für erfolgreiche Ausstellungen ist. Vor allem aber werden wir so den Eindruck nicht los, dassdie Betreiber – wie schon früher erwähnt das Textilmuseum auch – Subventionserhöhungen über das Schaffen von Fakten erreichen wollen. Wir stellen uns, auch wenn es bis hier anders getönt hat, hinter die Erhöhung der Subventionen zugunsten der KunstHalle. Nicht weil uns die Zahlen so überzeugen. Sondern vor allem unter dem Eindruck des Kulturkonzept 2020, welchem wir im Grundsatz bereits zugestimmt haben.

 

Aber wir erwarten für die Zukunft klar: Die Kunst Halle, wie auch alle anderen Kultureinrichtungen, die Subventionen erhalten, müssen ihre Finanzen unter Kontrolle halten. Sie dürfen nicht in die Erwartung verfallen, die öffentliche Hand springe dann schon ein, ist das Loch in der Kasse einmal da. Zuerst werden Gelder beantragt, dann bewilligt und erst dann auch ausgegeben. Nicht andersrum.