Mittwoch, 24. Februar 2021

PV-Anlagen – Sind unsere Ziele erreichbar?

Um das Ausbauziel von 1'500 kW/p pro Jahr erreichen zu können, werden die Stadtwerke zukünftig vermehrt auch kleinere oder gebäudeintegrierte PV-Anlagen realisieren müssen. So steht es in der Photovoltaik-Strategie. Doch Anlagen auf Kindergartendächern rentieren nicht. Es stellen sich Fragen.

Interpellation Philipp Schönbächler und Christoph Wettach: Photovoltaik-Ausbau, sind die Zubauziele mit den erwarteten Renditen erreichbar?
Philipp Schönbächler im Namen der Interpellanten.

 

Beim Studium der Beantwortung der Interpellation kommt man zum Schluss, dass für die St.Galler Stadtwerke (SGSW) unter dem Strich nur der Strompreis als Faktor für die Wirtschaftlichkeit relevant ist. Eine etwas kurzsichtige Sicht, meinen wir. Die PV-Strategie bettet sich ins Umwelt- und Energiekonzept ein, soll helfen das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Da würde man doch annehmen können, dass minimal der Faktor CO2-Reduktion ebenfalls einen Wert haben sollte?

 

Wieso zudem der Wiederverkaufswert auf stadteigenen Liegenschaften für die Bewertung der Wirtschaftlichkeit einer Anlage relevant sein soll, erschliesst sich uns nicht.

 

Auch der Bereich “lokale Wertschöpfung” wird offensichtlich eher einseitig beurteilt. Nur das effektive Auftragsvolumen wird als Bezugsgrösse erwähnt. Das aber entsprechend die Beschaffungskosten für Öl oder Gas wegfallen, an dessen Stelle lokaler Strom produziert wird, scheint gänzlich wertlos zu sein.

 

Es wird zwar auf das Zusammenarbeitsmodell mit lokalen Solateuren hingewiesen. Bleibt dann aber, vorsichtig ausgedrückt, vage.

Wie sieht dieses Modell aus? Was ist unter «Erstellung gemäss Vorgabe SGSW» zu verstehen? Haben den privat erstellte Anlagen andere Anforderungen zu erfüllen, als solche der SGSW? Wenn ja, wie werden diese Unterschiede begründet und wie wirken sich diese auf die Kosten aus? Gibt’s den Anlagen auf Stadtgebiet, welche relevante Vorgaben nicht erfüllen?

 

Schliesslich: Warum sollte ein Solateur oder Hausbesitzer eine wirtschaftliche Anlage nach deren Erstellung noch an die SGSW abtreten? Schlüssig erscheint dieses Konzept nicht.

 

Es wird viel Gewicht auf Anlagen gelegt, welche aufgrund des Investitionsvolumen von über 250’000 Franken ausgeschrieben werden müssen. Nur befinden wir uns hier bereits im Bereich von Grossanlagen, jenseits der 150 kW/p. Definitiv nicht bei den 3 Kindergärten, welche der Auslöser der Interpellation, Stein des Anstosses zur Diskussion waren.

 

Besonders irritierend jedoch wirkt die Aussage zur letzten Frage, dass keine langfristige Ausbauplanung vorgenommen worden sei.
Der Stadtrat hat uns eine Strategie vorgelegt, für die Umsetzung dieser 8 Millionen vom Parlament verlangt und es besteht keine langfristige Ausbauplanung? Vielmehr ist sogar zu befürchten, es besteht – ausser dem Ziel 150 MW/p pro Jahr – nicht mal ein kurzfristiges.

 

Das widerspricht direkt der Aussage im Postulatsbericht «Strategie für den Ausbau der Photovoltaik». Dort wurde klar gemacht, dass zumindest die stadteigenen Liegenschaften bezüglich des Potentials für den vorgezogenen Bau einer PV-Anlage geprüft werden sollen. Dennoch ist, bald ein Jahr später, kein Ausbauplan vorhanden, der mitgeteilt werden kann?

 

In der PV-Strategie wird zudem erwähnt, dass sich ein Mitarbeiter proaktiv um die Akquise von Dachflächen kümmert. Aber diese Aquise resultiert auf null, auf privaten Grundstücken zugesicherten Flächen? Wie kann das sein? Also: Kein Plan für die eigenen Liegenschaft, noch weniger auf Drittflächen.

Es ist zu befürchten, dass die uns vorgelegte PV-Strategie im grossen Ganzen letztlich nur auf der Konsultation der Webseite www.sonnendach.ch basiert. Etwas dünn, nicht? Man könnte zum Schluss kommen, der PV-Ausbau würde nicht ganz so ernst genommen, wie ihn sich die Stadt selbst auf die Fahne geschrieben hat.

 

Wir haben eine Energiestrategie, daraus abgeleitet eine PV-Strategie. Das Stadtparlament hat für die Realisierung 8 Millionen Franken gesprochen. Wann gedenken die SGSW und der Stadtrat, sich an das entsprechende Konzept und – noch wichtiger – an die wirkliche Umsetzung zu machen?

Im Moment bleibt von der Strategie nicht viel mehr als ein frommer Wunsch übrig. Hoffen wir, dass das dennoch einigermassen funktionieren wird. Sich eine ausreichende Menge Liegenschaftenbesitzerinnen – und Besitzer vertrauensvoll an die sgsw wenden – oder aber, noch besser, selbst baut. Und die Stadt wenigstens auf den eigenen Liegenschaften in die Gänge kommt.

 

Abschliessend erlauben sie mir noch eine Frage: Wie hoch sind denn nun eigentlich die Produktionskosten für Solarstrom der SGSW pro kW/h?