Mittwoch, 16. Juni 2021

Spitex – neues Pflegekonzept steigert die Pflegequalität

Der Zusammenschluss der vier ehemaligen Spitex-Vereine, die Einführung eines neuen Pflegekonzepts sowie die Digitalisierung brachten Verunsicherung für die Mitarbeitenden und die Klientinnen. Dies wäre auch in anderen Betrieben und Branchen nach solchen notwendigen Weiterentwicklungen nicht anders. Nun muss Ruhe und Beständigkeit einkehren. Die Mitarbeitenden der Spitex AG leisten in dieser schwierigen Zeit hervorragende Arbeit und dafür gebührt ihnen Dank. Kritik von Politik und Medien sind wenig hilfreich.

Wie steht es um die neue Spitex St.Gallen AG?
Magdalena Fässler im Namen der Fraktion GLP und JGLP

 

Ich habe den politischen Prozess in Sachen Einheits-Spitex im Parlament noch nicht miterlebt und dennoch möchte ich mich dazu äussern:

 

Im Jahre 1993 absolvierte ich die Krankenschwesternschule AKP (Allgemeine Krankenpflege) im Stephanshorn, dazumal noch geführt von den Menzinger Schwestern (zwar ohne Häubchen aber mit Pflegeschürze). Bevor ich zur Polizei wechselte, habe ich in meiner 20-jährigen Berufslaufbahn in der Akut- und Langzeitpflege Einblicke in die verschiedensten Institutionen erhalten. Dazu gehören verschiedene Pflegeabteilungen am Kantonsspital, Notfallpflege, Rehabilitationsklinik und Gastroenterologie (während der Ausbildung auch Spitex ost). Den Prozess von AKP (Allgmeine Krankenpfleg) zu DN2 (Diplomniveau 2) und weiter zu Pflegefachfrau HF (Höhere Fachschule), wie auch den Prozess FASRK (Schweizerischer Fähigkeitsausweis in praktischer Krankenpflege) zu DN1 (Diplomniveau 1) und weiter zu FaGe (Fachangestellte Gesundheit) habe ich also hautnah miterlebt.

 

Warum erzähle ich Ihnen das alles? So interessant ist dies nun ja auch wieder nicht. Aber es ist mir wichtig zu sagen, dass ich immer wieder auf dieselben Diskussionen gestossen bin, wie diejenige, welche derzeitig um die Einheits-Spitex geführt wird:
Die Diskussion um die Bezugspersonenpflege / funktionale Pflege, um die Einführung neuer IT-Systeme und um Reorganisationen.

 

Ich kann nur meine subjektiven Eindrücke zu dieser Thematik schildern:

  • Ja, es hat mich gestört, dass sich immer einige wenige gegen einen fortschrittlichen Prozess gewehrt haben.
  • Ja, es hat mich gestört, dass sich einige wenige der neuen Technologien nicht angenommen haben und das Arbeitsklima vergiftet haben und
  • ja, es hat mich gestört, dass einzelne Abteilungen, Institutionen dadurch einen verstaubten Eindruck hinterliessen.

 

Das Stadtparlament hat die Einheits-Spitex beschlossen, die Vereine waren in ihrer Entscheidung frei, sich zu beteiligen.

 

Lassen wir der Spitex doch einfach etwas Zeit, diesen Weg zu gehen, denn die Stossrichtung und der darauffolgende Prozess ist auf jeden Fall der richtige.

Ich bin felsenfest überzeugt, dass es die Spitex schafft mit dieser Aufstellung auch junge Pflegefachkräfte zu rekrutieren, denn durchmischte Teams bereichern einen Betrieb. Frisch ausgebildete Pflegefachkräfte mit einem Abschluss in einer höheren Fachschule, HF, möchten ihre erworbenen Kompetenzen einsetzen können und das ist nur in einem Betrieb möglich, welcher diesen Kompetenzen gerecht wird. Das beinhaltet, dass sie übergeordnet Pflegediagnosen stellen, Pflegeprozesse beobachten / beeinflussen und mitgestalten können, sich im ständigen Austausch mit den Fachangestellten Gesundheit FaGe befinden und das Bindeglied zum Hausarzt sind.

 

Lassen sie mich das anhand eines sehr einfachen Beispiels erklären:

Die Pflegefachfrau HF und die/der FaGe führt, zusammen mit dem Pflegeempfänger, ein Pflegegespräch. Unter Umständen stellen sie gemeinsam die Pflegediagnose „Hautschädigung – Hautausschlag“. Es werden interdisziplinäre Massnahmen ergriffen, welche diesen Hautausschlag eindämmen sollen. Die/der FaGe kann die Grundpflege dieses Pflegeempfängers übernehmen und dokumentiert Veränderungen fortlaufend. Stellt diese eine Verschlechterung der Hautverhältnisse fest, wird die Pflegefachfrau HF hinzugezogen, welche weitere Schritte einleitet. Sie indessen kann in dieser gewonnen Zeit kompetenzgerechte Pflegeverrichtungen erledigen (z.B. Medikation, komplexe Wundversorgungen, Angehörigengespräche…)

 

Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesem Pflegekonzept die Pflegequalität steigern können. Und lassen sie mich noch eine Bemerkung machen: Vielleicht freut sich der Pflegeempfänger, wenn ihm ein breiteres Pflegeteam zur Verfügung steht als nur eine oder zwei Pflegekräfte.

 

Es wäre vor allem für die Mitarbeitenden und die Klientinnen schön, wenn etwas Ruhe und Beständigkeit einkehren würde. Gerade die Mitarbeitenden leisten in dieser schwierigen Zeit hervorragende Arbeit und wir möchten dafür danken!

 

Die Politik und die Medien sollten den Prozess, in welchem die Spitex AG steckt, etwas in Ruhe lassen, damit deren Personal seinen Job machen kann.