Dienstag, 29. März 2022

Generationenfreundliche Spielplätze

Es wird künftig wichtig sein, einen Aussenraum wie einen Spielplatz für mehrere Menschengruppen nutzbar zu machen. Generationenverbindende Bewegungsplätze werden an Bedeutung gewinnen. Dabei sind sie partizipativ mit der Bevölkerung zusammen zu gestalten, in der Planung und bei der Umsetzung, damit sie auch zusammen belebt und genutzt werden.

Interpellation Stefan Grob, Melanie Diem: Generationenfreundliche Spielplätze in der Stadt St.Gallen
Melanie Diem als Interpellantin und im Namen der Fraktion

 

Unsere Spielplätze sind nicht attraktiv, das höre ich oft. Kennt ihr Spielplatz-Tourismus? Den gibt es tatsächlich. Eltern fahren mit Ihren Kindern in andere Orte und besuchen dort spezielle und scheinbar schönere, attraktivere Spielplätze. Dieses Phänomen beobachtete ich oft, seit ich selbst Mutter geworden bin. Wieso macht man das? Ich lasse diese Frage mal im Raum stehen

 

Wir bedanken uns beim Stadtrat für die geleistete Mühe bei der Antwort auf unsere Anfrage. Lieber Stadtrat, wir sind aber mit Ihrer Antwort nicht zufrieden, da sie die Zielgruppe älterer Mensch nicht berücksichtigt. Sie sagen, unsere Spielplätze sind bereits generationenübergreifend.

 

Natürlich kann ich als Mutter auf dem Spielplatz das Trampolin und die Slake Line auch benutzen. Ich bin eine Generation. Und natürlich steht auch nicht ein Polizist am Eingang und sagt: Halt, sie sind jetzt 55 Jahre alt und dürfen nicht mehr auf diesen Spielplatz. Ist verboten! Aber bei diesem Anliegen geht es ja um das Thema: Wie können ältere Menschen aktiv einbezogen werden – also die dritte Generation? Dass sie eine intrinsische Motivation haben, auf einen Spielplatz zu gehen und dies nicht passiv als Begleitperson auf einem Bänkli, sondern aktiv mitmachen.

 

Das müssen Plätze mit anderen Qualitätsansprüchen sein, generationengerecht und generationenverbindend. Die Bevölkerung wächst und die Altersgruppe der Seniorinnen und Senioren wird grösser und grösser. In Zukunft wird es viel mehr ältere Menschen in dieser Stadt geben. Durch die steigende Verdichtung wird der Druck auf Freiräume immer grösser. Also: mehr ältere Leute, weniger Platz. Wie gehen wir in der Stadt St.Gallen damit um? Es wird künftig wichtig sein, einen Aussenraum wie einen Spielplatz für mehrere Menschengruppen nutzbar zu machen. Generationenverbindende Bewegungsplätze sind immer partizipativ mit der Bevölkerung zusammen gestaltet, in der Planung, bei der Umsetzung und auch in der Belebung. Dies hilft, dass sich die Nutzenden mit diesem Prozess einen Platz aneignen und sich dort wohl fühlen. Ja, vielleicht hat es dort ein Trampolin, aber wahrscheinlich sicher mit einer Halterung, damit sich ältere Menschen beispielsweise festhalten können wenn sie wippen. Die Kinder gehen ja sowieso drauf. Vielleicht sind es aber am Schluss auch mehr Bäume, weil den Senioren der Schatten fehlt, um sich auf dem Platz wohl zu fühlen und länger aufzuhalten.

Wenn neuerdings bei einer Spielplatzplanung ein einzelnes generationenübergreifendes Bewegungselement einfach ohne Zusammenhang hingestellt wird, und die ganze Gestaltung ohne Mitwirkungsprozess entstanden ist, wissen die Beteiligten oft nicht, wie es anzuwenden ist und nutzen es nicht, oder die Quartierverantwortlichen kippen es in der Planung raus.

 

Als nationales Kompetenzzentrum bietet die Stiftung Hopp-la kostenlose Begleitung und Beratung solcher generationenverbindender Aussenräume, bietet Hand bei der Gestaltung von partizipativen Prozessen, und hat mit Pro Juventute einen ausführlichen Leitfaden für die Erstellung generationenverbindender Aussenräume verfasst. Sie beteiligt sich sogar zusätzlich bei der Finanzierung der generationenübergreifenden Bewegungselemente. Solche Plätze kommen die Stadt dank dieser Unterstützung also nicht unbedingt teurer, als ein herkömmlicher Spielplatz und sind zudem sehr naturnah gestaltet. Wieso nicht auf diese wertvolle Ressource zurück greifen, zumal sogar der Kanton St.Gallen das Kompetenzentrum beauftragt hat, solche Plätze im Kanton zu realisieren und neu zu schaffen?

Gossau macht es bereits vor, bzw. Gossau ist noch ein Schritt weiter gegangen: Die haben gesamtstädtisch ein intergeneratives Freiraumkonzept erarbeitet, dass auf alle öffentlichen Plätze angewendet wird. Viele Städte haben sogar bereits ein schriftliches Commitment unterzeichnet für dieses Anliegen der Generationenplätze.

 

Was heisst das für uns? Die Stadtverwaltung könnte künftig interdisziplinär neue Prozesse und Herangehensweisen für die Weiterentwicklung bestehender Spielplätze zu Generationenplätze sowie die Entwicklung neuer solcher Plätze dienststellenübergreifend ausarbeiten. Nebst Stadtgrün müssten Dienststellen wie z.B. das Amt für Gesellschaftsfragen einen wichtigen Beitrag leisten und dringend einbezogen werden.

 

Die Verantwortung und die Initiative in dieser Sache alleine auf die Quartiere zu schieben finden wir nicht zielführend. Wir wünschen uns ein klares Commitment vom Stadtrat zu diesem Anliegen. Mit dem Partizipationsreglement haben wir eine Grundlage zur Ermöglichung geschaffen. Zeigen wir, dass es nicht nur auf einem Papier steht, sondern auch umgesetzt wird.

Aufgrund dieser Argumente möchten wir uns vorbehalten, zu einem späteren Zeitpunkt ein Postulat zur Vertiefung dieses Themas einzureichen.