Freitag, 9. Februar 2024

ASGO-Entwicklungsplanung 2021-2023

Das Indistriegebiet St.Gallen-Winkeln bis Gossau, ASGO genannt, soll entwickelt werden. Dieses Gebiet soll weiterhin ein attraktiver Arbeitsort sein, aber mit nachhaltigen Verkehrslösungen, mehr Bioddiversität und Vernetzung von Naturräumen.

Unsere detaillierte Stellungnahme

 

3.2.2 Entwicklungsszenario

Die Verbindung zwischen Westcenter, Bahnhof Winkeln und Winkeln-Zentrum für den Fussverkehr ist nicht gegeben und könnte bereits heute mit einfachen baulichen Massnahmen verbessert werden. Es ist nicht einladend, sich auf der Herisauer-Strasse zu bewegen. Für eine urbane Entwicklung ist es elementar wichtig, die Aufenthaltsqualität zu verbessern. Das Gebiet Westcenter, Bahnhof Winkeln und Winkeln-Zentrum werden als voneinander abgeschnitten wahrgenommen. Es ist davon auszugehen, dass die Verkehrsüberlastung nicht alle Strassen gleichermassen betrifft. Wo es weniger MIV gibt, können kurzfristige bauliche Veränderungen für mehr Lebensqualität sorgen. Eine positive Entwicklung der Wohngebiete Winkeln und Gossau ist die Voraussetzung, die Menschen dazu zu bewegen, dort zu wohnen, wo sie arbeiten. Das Quartier Winkeln erfüllt, Stand heute, diesen Anforderungen bei weitem nicht.

 

 

3.3.1 Lage des ASGO-Gebietes im Landschaftsraum

 

Es fehlen in diesen Gebieten Wanderwege. Auf den Militärstrassen zu wandern ist nicht attraktiv. Die asphaltierten Strassen und Kiesstrassen sind jedoch ideale Velorouten bzw. Velowanderwege.

 

Der Bildweiher ist ein Vogelschutzgebiet aber in erster Linie auch ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Diese Benennung und der dazugehörige Schutzstatus dürfen nicht vergessen gehen. Während es für viele Vogelarten lediglich ein Rastplatz ist, bedeutet der Bildweiher für die Amphibien purer Lebensraum.

 

Das Gründenmoos ist Teil des Naherholungsgebietes Breitfeld. Sollte das Sportangebot an diesem Standort ausgebaut werden, wie von der Sportplatz Gründenmoos AG gewünscht, ist auch hier mit Mehrverkehr zu rechnen und einer Mehrbelastung für den angrenzenden Grünraum. Diese Mehrbelastung gilt es zu vermeiden.

 

 

3.3.2 Bestehende strukturelle Defizite

 

Die Isolierung des Bildweihers führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt, insbesondere der Amphibien. Amphibien-Wanderwege hin zu den Gewässern müssen sichergestellt werden. Der Hitzeinseleffekt könnte entschärft werden, indem der Fassadenbegrünung der Gebäude viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das würde der Vernetzung der Kleintiere dienen und zugleich die Hitzeabsonderung der Betonbauten abfedern. Es müssten heute schon ein x-faches an Bäumen gepflanzt werden, was ebenfalls zur Hitzeminderung und zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität führen würde.

 

Der Bildweiher ist von 4 Seiten von Strassen umgeben. Bruchstückhaft bestehen bereits Vernetzungskorridore, welche vor allem von den Amphibien zur Laichwanderung genutzt werden. Diese müssen erhalten und verbessert werden.

 

 

3.3.3 Bestehende strukturelle Potenziale

 

Wir sind überzeugt davon, dass das ASGO-Gebiet nur dann eine Zukunft hat, wenn die Menschen, die sich darin bewegen, auch wohl fühlen. Das ist mit möglichst viel Grünraum zu erreichen, was wiederum bewirkt, dass sie Menschen, welche dort arbeiten, auch gewillt sind, im ASGO-Gebiet zu wohnen. Kann das nicht erreicht werden, wird es noch zu mehr Pendler-Strömen kommen.

 

 

Beim IST Zustand sind wichtige Vernetzungsachsen der Amphibien vergessen gegangen. Ohne diese drei Achsen würde die Amphibienpopulation nicht mehr existieren. Diese müssen zwingend erhalten, aber auch verbessert werden. Von Links nach Rechts:

  • Entlang des Walkebachs, parallel zur Appenzellerstrasse.
    Der Walkebach dient gleichzeit auch als Aufzuchtgewässer für unsere Fischerei. Entlang der Bildweiherstrasse ist in in diesem Abschnitt in den kommenden zwei Jahren ein erster Abschnitt eines Amphibienleitwerks geplant. Des Weiteren fliesst der Walkebach von Herisau nach Winkeln und ist während ca. 200 Meter unterirdisch in einer Röhre. Dieser Teilabschnitt sollte zwecks Vernetzung offengelegt und begrünt werden.

  • Entlang des Neuhofbaches, parallel zum Kräzernweg und über die Bildweiherstrasse zum Bildweiher.
    Aktuell ist ein Amphibienleitwerk in Planung. In Zusammenarbeit mit Stadtgrün, dem regionalen Karch-Vertreter Jonas Barandun und unter der Leitung des Naturschutzvereins Stadt St. Gallen und Umgebung gibt es im Frühjahr an dieser Örtlichkeit ein Pilotprojekt. Es wird untersucht ob sich der dortige Amphibienstrom durch die Fussgängerunterführung leiten lässt.

  • Die Vernetzung entlang des Kräzernbaches bis ins Sittertobel.
    An der Kreuzung Sturzeneggstrasse Bildweiherstrasse ist wohl der anspruchsvollste Teil des Amphibienleitwerks. Dieses wird wohl erst mit der nächsten Bauphase in den kommenden 10 bis 15 Jahren realisiert. Allenfalls auch mit einer Teiloffenlegung des Baches.

 

Alle diese drei Vernetzungen sind Feuchtkorridore. Diverse Lebewesen sind auf den Bach, die Feuchtigkeit und das Rückzugsgebiet angewiesen. Bezüglich Anfragen zum Amphibienleitwerk kann mit der Abteilung Stadtgrün Kontakt aufgenommen werden.

 

 

3.4.4 Motorisierter Individualverkehr

 

Die Busfahrt zwischen zwischen St.Gallen und Gossau dauert heute zu lange (zu vielen Extraschleifen im Industriegebiet). Der Bahnhof Winkeln ist nicht gut integriert und vernetzt. Velorouten müssen zwingend durchgehend und energieschonend sein, keine Umwege und Extraschlaufen, möglichst wenige Auf- und Abstiege.

 

 

Winkeln Ost ist lärmtechnisch stark belastet durch den Verkehr an der Appenzeller Strasse sowie der Bildweiherstrasse. Der Verkehr ist als stetiges Rauschen wahrnehmbar. Um den Wohnraum lebenswerter zu machen wären geeignete Massnahmen zu prüfen:

  • Tempo 30 an der Bildweiherstrasse

  • Lärmschutz in Richtung Appenzeller Strasse erweitern

 

3.4.5 Verkehrsverhalten / Modal-Split

 

Die Wohngebiete im ASGO-Gebiet müssen zwingend attraktiver gestaltet werden, damit es für Pendler nicht mehr lohnt, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren. Das Parkplatzangebot muss nach unten angepasst werden.

 

 

5.1 Übersicht Strategiesätze

 

Zwischennutzungen fördern und ermöglichen

 

 

5.4 Mobilitätssystem

 

Arbeitgeber, Kommunen und Kanton müssen u.a. finanzielle Anreizsysteme schaffen, um den Umstieg auf den öV zu fördern. Z.B. vergünstigte Angebote, da Mitarbeitende keinen Parkplatz beanspruchen. Der öffentliche Verkehr sollte auch nachts durchgehend angeboten werden (für Schichtarbeitende).

 

 

5.5 S-Bahn und Busangebot

 

Die Buslinien von Gossau sollten Richtung Westen nach Flawil wie auch in Richtung Andwil erweitert werden (Industrieentwicklung Autobahnzubringer Gossau). Ein Umsteigen von Abtwil nach Gossau sollte verhindert werden.

 

 

5.6 Fuss- und Veloverkehr

 

Fuss- und Veloverkehr funktionieren verschieden. Die Infrastruktur lässt sich daher nicht einfach kombinieren.

 

Ziel für den Fussverkehr: Möglichst direkt. Sackgassen brauchen in jedem Fall Hinterausgänge. Wo Wege fehlen oder Abkürzungen sichtbar sind, einstehen Trampelpfade und werden Strassen an ungeeigneten Orten überquert. Zufussgehende schätzen die Trennung vom Veloverkehr.

 

Ziel von Velowegen ist

  • Eine möglichst direkte Durchgangsroute St.Gallen – Gossau, baulich getrennt von Fussverkehr, also die vorgesehen Veloschnellroute.

  • Eine möglichst umwegfreie Anbindung aller Feinerschliessungsstrassen und hochfrequentierten Ziele.

  • Möglichst direkte Anbindungen an die Veloschnellroute von Herisau und Abtwil, entweder mit Knotenumfahrungen oder der Möglichkeit, dass zeitsensitive Velofahrende weiterhin alle Strassen benützen dürfen, auch die abwärts sehr direkte und darum attraktive Appenzeller Strasse.

 

Velopendelnde sind routiniert. Auch Neu-Velopendelnde erwerben bald die Routine und suchen sich direkte und schnelle Arbeitswege. Ein Vorteil des Velos gegenüber MIV und öV sind Fahrplanunabhängigkeit, Parkierung, Stauumfahrung und Agilität. Letzteres gilt es zu berücksichtigen, indem Velowege so angelegt werden, dass das Abbiegen im fliessenden Verkehr zur Querstrasse oder jeder Adresse entlang der Route genau so möglich ist, wie mit Autos (sofern dieser nicht staut). Daher eignen sich im besiedelten Gebiet Radstreifen für routinierte Velofahrende besser als abgetrennte Wege.

 

Für eine möglichst umwegfreie Anbindung aller Feinerschliessungsstrassen und hochfrequentierten Ziele ist die Zürcher Strasse / St.Gallerstrasse unverzichtbar. Wir bevorzugen hier Radstreifen mit Normbreite 180cm, da diese frei von Fussverkehr sind, flexibler abgebogen werden kann und von querendem Verkehr mehr respektiert werden.

 

Kombinierte Wege mit Fussverkehr entsprechen nicht dem Veloweggesetz des Bundes. Sollten trotzdem abgetrennte Velowege angelegt werden, so gilt keine Benützungspflicht und es sind vor Knoten genügend lange Grünstreifenquerungsstellen vorzusehen, um fliessend auf die Fahrbahn und umgekehrt wechseln zu können. Rechtwinklige Querungen bilden für routinierte Velofahrende eine Komforteinbusse. Sicherheitssuchenden steht die Strassenquerung an jedem Fussgängerstreifen offen.

 

Wichtige Lücken im Velowegnetz:

  • St.Gallen – Herisau (wie im Plan gestrichelt ersichtlich)

  • Kräzeren – Abtwil: Für Routinierte ist die Hauptstrasse grundsätzlich ideal und direkt. Die Mischzone mit Fussverkehr, zudem Richtung Abtwil mit Gefälle, ist störend.

 

 

5.7 Motorisierter Individualverkehr

 

Für das Verkehrsregime im mittleren Bereich bevorzugen wir V3+ aus den genannten Gründen.

 

 

5.9 Organisation und Prozesse

 

Wichtig scheint, dass bei der Realisierungsgemeinschaft darauf zu achten ist, dass Fachpersonen den Bereich Siedlungs- und Stadtökologie vertreten, welche die Konzepte der Stadt St.Gallen kennen und einfliessen lassen können (Innenverdichtungsstrategie, gute Luft Initiative, Raumplanungskonzept, Schwammstadt, Biodiversitätsstrategie, Stadtraumkonzept, Velostadt...).

 

 

6.1 5-Punkteprogramm bis 2030

 

Lärmschutzmassnahmen: Es ist sehr erfreulich, dass der Ökologie beim ASGO-Gesamtkonzept so ein grosser Stellenwert eingeräumt wird. Es wurde erkannt, dass mit genügend Grünräumen die Lebensqualität der Bevölkerung gesteigert werden kann und sich dies wiederum positiv auf die Gebietsentwicklung im Allgemeinen auswirken wird.