Donnerstag, 13. Oktober 2022

Tempo 30: Weniger Asphalt und Vorteile für Grundeigentümer

In Tempo 30 sehen auch die Grünliberalen eine sehr effektive und kostengünstige Möglichkeit, den Verkehrslärm entlang von Strassen zu senken. In diesem Sinn halten sie den Entscheid für richtig.

Lärmverursacht hohe Gesundheitskosten, weshalb die Strasseneigentümer rechtlich seit Jahren verpflichtet sind, Massnahmen zu ergreifen. Lärmschutzwände sind kostenintensiv, versperren die Sicht und verunstalten das Ortsbild. Schallschutzfenster sind ebenfalls enorm teuer und gelten sodann nicht als Massnahmen im Sinne des Umweltgesetzes. Zurecht gilt es, den Lärm daher an der Quelle zu bekämpfen.

 

Die Einführung von Tempo 30 ist die effektivste und kostengünstigste Massnahme. Sie verbessert zudem die wohnliche Attraktivität der betroffenen Bevölkerung. Auch für die Grundeigentümer:innen wird die Geschwindigkeitsreduktion ein Gewinn sein, denn die vorgeschriebene Einhaltung der Belastungsgrenzwerte für Lärm ist mit höheren Baukosten verbunden. Teilweise wird die Bautätigkeit gar verunmöglicht, da es in lärmbelasteten Gebieten eine kantonale Ausnahmebewilligung braucht, was die zahlreichen Rechtsfälle in der Stadt Zürich verdeutlichen. Die Massnahme ist somit auch wirtschafts- und vor allem grundeigentümerfreundlich.

 

Paradigmenwechsel im Strassenbau

Eine gewisse Verlangsamung des ÖV sollte mittelfristig durch besser abgestimmte Fahrpläne und den Einbezug der S-Bahn mehr als kompensiert werden.
Aufgrund der tieferen Tempi wird die Überprüfungen einiger Lichtsignalanlagen auf deren Notwendigkeit erwartet. Zudem kann mit einem tieferen Temporegime auch eine Redimensionierung der Strassenfläche bei Instandstellungen erwartet werden. Damit lässt sich eine Reduktion der Fahrbahnflächen zugunsten von Begrünung im Sinn der Studie «Grünes Gallustal» umsetzen. Asphaltwüsten, wie sie nach der Sanierung der Rorschacher Strasse für weitere Jahrzehnte zementiert wurden, sollten somit der Vergangenheit angehören.

 

Aktuelle Ausbauvorhaben, wie z.B. der kombinierte Rad-Gehweg entlang der St.Josefen-Strasse, sind zu stoppen oder zumindest aufgrund der neuen Voraussetzungen auf deren Notwendigkeit zu überprüfen. Die Einführung von Tempo 30 erfordert einen sofortigen Paradigmenwechsel im Strassenbau.